Das Schuasta Anwesen entstand 1690 per Dekret des Freiherren Georg von Seyboldsdorf als einer von vier 1/16 Höfen durch Rodung des Fischerholzes südlich von Hörgertshausen. Bis 1852 wechselten die Besitzerfamilien meist durch die Heirat einer Wittwe ihren Namen (Häfler (1734-1774), Körger (1774-1806), Obermayer (1806-1852) bis Adam Obermayer den "Schuastagalli" an den damals als Zimmermann in Oberhummel wohnenden Korbinian Wild und seine Frau Monika, geb. Beil aus Eichenkofen, verkaufte. Seitdem befindet sich das Anwesen in Besitz der Familie Wild.
Die Familie Wild lässt sich bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen. Ursprünglich war die Familie in Sengkofen bei Regensburg beheimatet. 1784 siedelte sich der Schuhmacher Anton Wild in Hörgertshausen an. Im Jahr 1810 heiratete er erst die Witwe und nach deren Ableben 1812 die Schwester von Vitus Blumoser, einem aus Sielstetten stammenden Häuslers, und wurde dadurch Bergschuster in Hörgertshausen. Korbinian, Antons einziger das Kindheitsalter überlebender Sohn mit Ursula Blumoser kaufte 1852 das Schuster Anwesen in Holzhäuseln. Seine Söhne Korbinian und Michael siedelten sich wieder in Hörgertshausen an, während Anton, der jüngste Sohn, auf dem Anwesen blieb. Unter Anton, Josef sen. und Josef jun. wurde der landwirtschaftliche Betrieb auf den Hoffuß eines Söldnerhofes vergrößert und die Gebäude erweitert. Josef jun. stellte den Betrieb von der Milchkuhhaltung auf Schweinehaltung um, die 1984 nach dem Ausbruch der Schweinepest eingestellt wurde. 2001 wurden die Ackerflächen nach langwierigen Überlegungen verpachtet und nur noch der Forst bewirtschaftet. 2018 übernahm Gregor mit seiner Frau Michaela den Betrieb.
Das Schuster-Haus
Bereits 2017 begannen wir mit den Planungen für ein Wohngebäude am Schusterhof. An gleicher Stelle sollte das dritte Haus seit 1690 entstehen. Der alte, durch Oberflächenwasser in der Grundsubstanz irreparabel gewordene, Wohnstall mit gestampftem Erdfundament, böhmischem Gewölbe, einräumigem und an den Wänden geklinkertem Erdkeller, Selch und Spitzboden für die Trocknung und Lagerung von Hopfen und Getreide wurde am Barthlmä Tag 2018 abgerissen. Die letzte größere Veränderung dieses Baus wurde 1930 vorgenommen, als durch Josef Wild sen. durch einen zusätzlichen Giebel im Wohnteil zu einem Zwerchhaus mit Kreuzdach umgebaut wurde.
Beim vorbereitenden Rückbau wurden im Wohnteil Spuren von vorigen Kaminendurchgängen gefunden die zeigten, dass dieser Teil des Geäudes mindestens einmal komplett umgebaut und die Küche einmal im Gebäude versetzt wurde. In den Fehlbodendecken wurden Balken gefunden, die höchstwahrscheinlich schon im ersten, an gleicher Stelle errichteten Haus ihre Dienste im Dachstuhl geleistet hatten. Leider ist über die Bauform dieses Hauses nichts mehr bekannt. Nur in der Ursprungsvermessung der Ortschaft aus dem Anfang des 19. Jahrhundert lässt sich der Grundriss noch erahnen. Es dürfte sich jedoch ortsüblich um ein Holzhaus mit Strohdeckung gehandelt haben, wie es zuletzt beim Siaß bildlich dokumentiert wurde. Als das Anwesen 1852 durch die Familie Wild gekauft wurde befand sich aber schon ein gemauertes Gebäude an dieser Stelle, dass den unterschiedlichen Mauerungen mindestens zwei mal erweitert wurde und 1970 bei der Umstellung von Milchkuhhaltung auf Schweinehaltung noch einen kleineren Anbau mit giebelseitigem Pultdach erhielt.
Der Grundgedanke für das neue Wohnhaus war die Ausprägung der alten Gebäudehülle in der klassisch ländlichen Bautradition der Hallertau zu erhalten und ein neues rollstuhlgerechtes Wohnhaus mit leicht abzutrennender Einliegerwohnung für eine eventuell benötigte Pflegeperson zu erstellen. Das Gebäude sollte sich genauso wieder in die Nachbarschaft einfügen und eine Einheit mit der Hofstelle bilden. Je mehr wir uns in der Planungsphase mit anderen, denkmalgeschützten Gebäuden der Region und der architektonischen Recherche über die Bautradition in der Bayerischen Staatsbibliothek und den Beschreibungen von Josef von Hazzi und Felix von Lipowsky auseinandersetzten desto mehr wurden wir darin bestärkt uns am bestehenden Gebäude zu orientieren.
Das Altgebäude wurde vollständig vermessen und die äußeren Fixpunkte festgelegt. Der 31 Meter tiefe und gemauerte Brunnen und der über 100 Jahre alte Weinstock, der sich früher auf der Giebelseite befand, sollten die maximalen Planungsgrenzen festlegen und erhalten bleiben. Auch sollte der alte Obstbaumbestand geschont werden und die Gebäudehülle des Stadls nach Norden hin nicht überschreiten. Das alte Bienenhaus sollte auch wieder ins Ensemble miteingefügt werden. Für das Gebäude selbst sollte im oberen Stockwerk des Langhauses genügend Lichteinfall vorhanden sein und auf Dachfenster verzichtet werden um die Dachfläche mit Falzziegeln nicht zu unterbrechen. Dazu wurden die im alten Haus vorhandenen bodentiefen Türchen zur Ein- und Auslagerung von Ernteprodukten durch bodentiefe Fenster ersetzt und mit verzinkten Absturzsicherungen versehen. Auch sollte das Haus wieder einen durchgängigen Hausgang, eine sogenannte Fletz, haben. Eine weitere Herausforderung waren die Parkmöglichkeiten. Um Michaela ein wettergeschütztes ein- und aussteigen des Autos und Eintreten des Hauses zu ermöglichen wurden alle möglichen Anordnungsarten im Langhaus ausgetestet aber schlussendlich die Form des Hakenhofs gewählt um die versiegelte Fläche nicht zu erhöhen, Platz zu sparen und den abgeschlossenen Charakter der Hofstelle zu erweitern. Damit die Garage aber baulich nicht gegenüber den eigenen und anliegenden Gebäuden abfällt und zudem auch die wetterseitige Gebäudeseite vor Witterungseinflüssen geschützt ist, wurde ein Obergeschoss mit Büro und Therapieraum hinzugefügt. Damit bildet die Gebäudefront des Nebengebäudes auch eine Einheit mit dem gegenüberliegenden Giebel, der dementsprechend in Höhe und Breite angeglichen wurde. Um den Witterungsschutz für die hofinnenseitige Haustüre und die Garagentore zu verbessern, wurde das Dach für eine sogenannte Unterfahrt um anderthalb Meter weiter herausgezogen. Dies alles hatte zur Folge, dass der Gebäudekomplex um 8 Meter nach Osten versetzt werden musste. Für die behindertengerechte Nutzung musste noch ein Hublift mit eingeplant werden. Die praktikabelste Lösung im Raumkonzept war ein freistehender Lift mit Glasgehäuse, um den sich eine hölzerne Podesttreppe windet. Alle Bewegungsräume für die Rollstuhlgerechtigkeit wurden von Michaela selbst berechnet. Noch ein wichtiger Punkt in der Planungsphase war die Positionierung des Haustechnikraumes und die Wahl der Heizung. Damit das ganze Konzept stimmig wurde, wurde mit der Berechnung eines KFW-55 Hauses und Baubegleitung ein Energieberatungsbüro beauftragt. Durch die energetischen Maßnahmen ergibt sich ein Jahres-Primärenergiebedarf von 21,9 kWh/(m²a) und ein Transmissionswärmeverlust von 0,24 W/(m²K) . Die Primärheizenergie liefert ein Scheitholzkessel mit 25 kW und 2000 Litern Pufferspeicher der mit Holz aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb befeuert wird. Für die warmen Monate wird die Warmwasseraufbereitung und Heizungsunterstützung von einer Solarthermie mit Frischwassermodul geleistet. Als Notsystem ist ein Gasbrennwertgerät vorhanden.
Am 4. Juli 2019 war Baubeginn. Dabei wurde die Höhe der Bodenplatte auch an die Straßenhöhe angepasst, was eine Erhöhung über einen Meter an der Nordseite zur Folge hatte. Das Dach wurde mit einer 24 cm dicken Zelluloseschicht gedämmt, die nicht nur die winterliche Dämmung übernimmt sondern im Sommer auch als Hitzeschutz fungiert. Mit dem Außenputz wurde auch ein Gurtgesims, Lisenen und Putzfenster strukturiert angebracht. Als Innenputz wurde ein Kalkputz verwendet, der in der Waschltechnik aufgebracht wurde. Die Natursteinböden und Wandfliesen bestehen durchgehend aus Sollnhofener Platten. Nur der Küchenspiegel ist aus italienischen Fliesen. Die Dielenböden wurden alle ohne Estrich auf Kreuzlattung mit Zellulosedämmung erstellt. Die Wände und Decken wurden mit Silikatfarbe gestrichen und wolkig lasiert um den Putz zu betonen.
Um den repräsentativen Charakter des Eingangsbereich auf der Außenseite zu betonen legte der Landschaftsgärtner einen kleinen Schmuckgarten nach dem Stellplatz an. Um das Haus führt ein rollstuhltauglicher gepflasterter Weg aus gerumpelten Betonpflaster, dass im Anfahrtsbereich in eine Schwerlastversion übergeht. Um das Gelände auszugleichen wurde abschließend eine Natursteinmauer angelegt, die als Lebensraum für Eidechsen und Insekten fungiert.
Beteiligte Firmen
aus Hörgertshausen: Lachner Bau; Zimmerei Hoberg, Alois Gahr Abdichtungstechnik GmbH, Elektrotechnik Andreas Frohnhöfer, Werner Gutwirt Innen- und Außenputz GmbH, Faber Boden, Goldbrunner Metallbau und Sergl Bergbau
von Außerhalb: Malerbetrieb Ehren GmbH, Pottenau; Schreinerei Felsl, Sixthaselbach; Steinmetz Erich Lechner, Langenpreising; Gerhard Schwaiger Trockenbau, Bergen; Huber Estrich, Mauern; Kellner Haustechnik GmbH, Moosburg; Garaventa Lift GmbH, Köln; Strobel Fensterbau GmbH, Bad Wörishofen und Weiherer Gartenbau GmbH, Pfeffenhausen
Wir beteiligten uns mit unserem Haus auch an dem Wettbewerb Gute Baugestaltung 2021/22 des Landkreises Freising und der Kreishandwerkerschaft Freising. Es konnten dort Gebäude teilnehmen die zwischen 2015 und 2021 fertiggestellt wurden. Von den 40 Einsendungen kamen wir in die engere Wahl und wurden nach der Juryrundfahrt zur Preisverleihung am 25. Juli 2022 ins Landratsamt Freising eingeladen. Dort erhielten wir von Landrat Helmut Petz, Kreisbaumeisterin Antonia Seubert und Kreishandwerksmeister Martin Reiter die Plakete und Urkunde für den Preis in der Kategorie Einfamilienhaus in der Ausprägung Ersatzbau in der traditionellen Hofstelle. Das zweite prämierte Einfamilienhaus war das der Familie Holzner in Altenhausen für Bauen im Bestand.
Die Hofstelle und der Garten
Die Hofstelle wird von einem großen Garten umgeben. Pfarrer Meier war Ende des 19. Jahrhunderts sehr bemüht die Sortenvielfalt in den bäuerlichen Nutzgärten zu erhöhen und Sorten mit verschiedenen Nutzungsarten wie z. B. Mostbirnen, Tafel-, Back- und Lageräpfel zu verbreiten. Leider ist im Laufe der Jahrzehnte der Baumbestand durch Sturm und Alter zurückgegangen aber wir versuchen die Sortenvielfalt wieder herzustellen und zu erweitern. Derzeit befinden sich auf unserem Grundstück 11 Apfel-, 7 Birnen-, 6 Kirsch-, 3 Zwetschgensorten als auch diverse Walnuss-, Mirabellen und Pfirsichbäume. Leider sind von einigen alten Arten nur die umgangssprachlichen Namen aber nicht die genauen Sortennamen überliefert, wie Scheibelbirnbaum, Luiken, Butterbirnen und Gewürzbalken.
2019 wurde wegen einer Straßeninstandsetzung und Verbreiterung die Hecke aus Haselnusssträuchern und alten Eschen entfernt. 2021 haben wir nach dem Abschluss der Gartenbauarbeiten neben dem neuen Staketenzaun wieder eine Hecke mit großen Halleschen Haselnüssen, Hollunder, Kornelkirschen, Schlehen, Hundsrosen, Weigelien und gemeinem Flieder angepflanzt und pflegen diese, damit sie wieder ein angemessenes Habitat für Vögel und Insekten bietet und wieder einenWindschutz für die anderen Gehöfte darstellt. Leider mussten wir nach einem ersten Verbiss auch auf den anderen drei Seiten einen Wildschutzzaun gegen die hungrigen Rehlein aufstellen.
Im Pflanzstreifen um das Haus haben wir einige Heidelbeer-, schwarze und rote Johannisbeersträucher sowie Stachelbeeren angepflanzt. Ebenfalls in einer kleineren umzäunten Fläche haben wir verschiendene Sommer- und Herbsthimbeeren sowie Brombeeren mit verschiedenen Ranksystemen angepflanzt.